Sherko Fatah, geboren am 28. 11. 1964 in Berlin (Ost) als Sohn eines irakischen Kurden und einer Deutschen. 1975 übersiedelte die Familie nach Wien und anschließend nach West-Berlin, wo Sherko Fatah von 1990 bis 1996 Philosophie und Kunstgeschichte studierte. Heute lebt er als freischaffender Autor in Berlin. 1999 erhielt er ein Stipendium zur Autorenwerkstatt des Literarischen Colloquiums Berlin, 2003 das Alfred-Döblin-Stipendium. 2016 war er Stadtschreiber in Bergen-Enkheim. Fatah ist Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland.
* 28. November 1964
von Sven Robert Arnold und Sarah Fortmann-Hijazi
Essay
Sherko Fatahs zentrales literarisches Kompositionsprinzip manifestiert sich in der Auseinandersetzung mit Fremdwahrnehmungsmustern und dem Ausloten zwischen Nähe und Distanz. Von sich sagt er: „Ich versuche, Distanz zu schaffen zwischen mir und dieser Herkunft und diese Distanz literarisch fruchtbar zu machen.“ Mit seinem deutsch-irakisch-kurdischen Hintergrund nimmt Fatah zwischen Deutschland und dem Irak eine Position ein, aus der er einen teilnehmenden und doch distanzierten Blick gewinnt, der seine Poetik der Fremdheit leitmotivisch durchzieht – fernab einer romantisierenden oder verklärenden folkloristischen Sichtweise.
Ausgangspunkt seines zweifach ausgezeichneten Debütromans „Im Grenzland“ (2001) ist das im Nordirak gelegene Dreiländereck von Irak, Iran und Türkei, das vorwiegend von Kurden bewohnt wird. Der Roman spielt während des im August 1990 verhängten „internationalen Embargos“, ...